Begleiten Sie uns auf unserem Kurztrip vom Spätmittelalter in die Gegenwart.
1288 war es, als die Grafen von Froburg vier Schupposen à zehn bis zwölf Jucharten zu Rickenbach an das Kloster St. Urban verkauften. Und 1288 ist auch unser offizielles Geburtsjahr, weil wir in diesem Zusammenhang erstmals urkundlich erwähnt wurden. Der Name Rickenbach ist mit Schluchtbach zu erklären und wurde vom Gewässer auf das Dorf übertragen. Um Verwechslungen mit anderen Gemeinden mit identischem Namen zu vermeiden, verwenden wir heutzutage zusätzlich das Kürzel SO für den Kanton Solothurn.
Ein bekanntes Objekt in unserer Dorfgeschichte ist die von Mitte des 13. bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts bestehende Mühle an der Dünnern. Sie wurde 1405 erstmals urkundlich erwähnt, als sie der Pfandherr des Fridaueramts, der reiche Basler Zunftmeister Konrad von Laufen, an den Meltinger Müller Ludin Reger verpachtete. Als letzter Müller nutzte Theodor Eder das Areal von 1860 bis 1870 als Mühle. Der letzte Besitzer, Theodor Glutz, beabsichtigte daraus eine chemische Fabrik zu machen, deren Leitung sein Bruder Ludwig übernehmen sollte. Der vorzeitige Tod desselben machte diesen Plan jedoch zunichte. Als 1926 deren Familienmitglieder ebenfalls rasch nacheinander das Zeitliche segneten, wurde die Mühle mit Riesenschritten stillgelegt. Nach der Dünnernkorrektur wurde sie 1942 abgerissen und das Herrenhaus verkauft. Im selben Jahr fiel die Scheune einem Grossfeuer zum Opfer.
1441 nennt das baslerische Zehntenregister des Bistums die erste Einsiedelei in der Klus, am Ausgang unserer Schlucht. Drei Jahre später wurde sodann im Hägendörfer Jahrzeitbuch der Emerit Kunz Fürst als erster Bruder zu Sankt Laurenzen erwähnt. Die heute zu den kantonalen Kulturdenkmälern zählende St. Laurentius-Kapelle an der Dorfstrasse muss ausgehend davon bereits vor 1444 existiert haben. Ihre tatsächliche Herkunft wurde zwar lebhaft diskutiert, liegt jedoch im Dunkeln. Über die Entstehung wissen wir nur, dass diese nicht vor dem Jahr 258 nach Christus erfolgt sein kann, da dann Laurentius den Märtyrertod erlitt.
Gegen Ende der 1770er Jahre haben wir über 60 Kinder nach Hägendorf zur Schule geschickt. Kaum die Hälfte war aber in der Lage, das Schulgeld zu entrichten. Um diesen misslichen Zustand zu beenden, bildeten wir 1779 unsere eigene Dorfschule. Insbesondere dank Spenden des Untervogts Jakob Rötheli, seiner Schwester Katharina und aus dem Kapellenfonds stand der Gründung nichts mehr im Weg. Als ersten Schulmeister stellten wir Johann Borner an, da dieser über eine genügend grosse Stube verfügte. In welchem Haus sich diese Schulstube befand, ist unbekannt. 1804 verkauften wir Johann Borner ein halbes Haus und ein halbes Mannwerk Hofstatt. Das Haus stand an der Bergstrasse gegenüber dem alten Schul- und jetzigen Gemeindehaus. 1814 quittierte Johann Borner den Schuldienst. Sein Sohn Urs Viktor übernahm das Amt, worauf sein Vater ihm ein neues Haus bauen liess. Der geräumige Saal im Obergeschoss diente als Schulzimmer. Später wurde das Haus als Restaurant genutzt. Um 1950 erhielt es den Namen Kreuz. 2020 wich das Wirtshaus der Überbauung Dorfzentrum, in welcher sich heute der Gemeindesaal befindet.
Unser erstes richtiges Schulhaus entstand in den Jahren 1834 und 1835 in Fronarbeit mit der Bevölkerung und aus dem Verkaufserlös von Allmendland auf dem letzten Felsen der ersten Jurakette. Im Erdgeschoss befand sich eine Wohnung, im Obergeschoss ein Schulzimmer für bis zu 65 Kinder. 1926 wurde ein zweites Schulzimmer eingerichtet. Das Gebäude wurde bis 1973 als Schulhaus genutzt. Aus Platzgründen entstand bis 1973 am unteren Ende der Bergstrasse ein neue Schulanlage. Nach einer Übergangsfrist als Künstleratelier wurde das alte Schulhaus um 1991 zum Gemeindehaus umgebaut.
Lange blieben wir ein Bauerndorf, praktisch unberührt von Fabriken. Mit der Eisenbahn in Olten hielt ab 1850 die Industrie in der Region Einzug. Allmählich stieg unsere Einwohnerzahl an. 1850 lebten 267 Personen bei uns, 1970 waren es 534 und 2020 deren 1'061. Heute sind wir eine offene, aufstrebende und standortbegünstigte Gemeinde. Für unsere Einwohnerinnen und Einwohner sind wir zur Heimat geworden - ein Ort, wo sich alle wohl und geborgen fühlen.
Literaturhinweis:
Die obgenannten Angaben stammen teilweise aus der Broschüre "Rickenbach, Dorf und Kapelle" von Eduard Fischer und aus dem Buch "Rickenbach im Zeitenwandel" von Paul J. Kopp.
Haben wir Ihre Neugier geweckt? Im Buch "Rickenbach im Zeitenwandel" von Paul J. Kopp, welches am Schalter der Einwohnerkontrolle erhältlich ist, erfahren Sie mehr über unsere Vergangenheit.